Liestaler Bräuche

Ob Fasnacht, Chienbäse oder Uffertsweggen: Liestal bietet das ganze Jahr hindruch eine Reihe von spannenden und faszinierenden Bräuche. Untenstehend finden Sie eine Auflistung der Liestaler Traditionen und kurze Informationen zum Charakter der Bräuche.

Bei der Liestaler Fasnacht ist – mit Ausnahme des Chienbäsen-Umzuges – das baslerische Vorbild unübersehbar. Den Auftakt bildet am Fasnachtssonntag der Umzug mit über 70 Gruppen aus dem Baselbiet und dem nahen Schwarzbubenland. Vom Stadion Gitterli ziehen traditionelle Cliquen mit Tambouren und Pfeifern, Guggenmusiken, Waggiswagen, Familienzügli usw. ins Stedtli. Durch ihre Kostüme, Laternen, Wagen und Requisiten parodieren sie regionale oder globale Ereignisse des verflossenen Jahres.

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Einmaliger und unbestrittener Höhepunkt der «Lieschtler Fasnecht» ist und bleibt der «Chienbäsen-Umzug» am Fasnachtssonntagabend um 19.15 Uhr. Hell auflodernde Kienbesen, das sind gebündelte Föhrenscheiter, die wie ein Besen um eine dicke Buchenstange herum befestigt sind, werden auf den Schultern durch die verdunkelte Altstadt getragen. Dazwischen folgen einige funkensprühende, meterhohe Flammen aufwerfende Feuerwagen, welche die Fassaden der Rathausstrasse in ein infernalisches Licht tauchen. Unmittelbar diesem urtümlich wirkenden Feuerbrauch voraus geht seit wenigen Jahrzehnten ein nächtlicher Umzug der Trommler und Pfeifercliquen mit ihren erleuchteten Fasnachtslaternen.

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Mit dem Banntag in Verbindung steht der Auffahrtsweggen, den die Kinder alljährlich am Auffahrtstag im Rathaushof vom Stadtrat empfangen dürfen. Es handelt sich hierbei um jenes «Wecklein Brot», das schon im 16. Jahrhundert den Liestaler Knaben anlässlich des Bannumgangs ausgehändigt wurde. Während der Banntag nach 1700 auf den Montag vorher verlegt wurde, blieb die Brotspende an Auffahrt bestehen.

Maibäume sind urkundlich schon im 13. Jahrhundert belegt. Vorformen reichen jedoch ins griechisch-römische Altertum zurück. Grüne Zweige oder Bäume sind seit altersher als Symbole des neuen Lebens, der Fruchtbarkeit und zum Schutze gegen Krankheiten und böse Geister bekannt und aufgestellt worden. Auch die Kelten sollen beispielsweise damit den Frühling begrüsst haben.

Das Schmücken der Brunnstöcke mit bänderverzierten Tannen auf den 1. Mai kann auch im Baselbiet auf eine lange Tradition zurückblicken und soll das Frühlingserwachen der Natur versinnbildlichen. In jüngerer Zeit kam durch die Trachtengruppen das Singen und Tanzen um den Maibaum dazu. Angeregt durch eine Sing- und Volkstanzwoche der Schweizerischen Trachtenvereinigung hatte der damalige Singleiter Jakob Walter, Lehrer in Liestal, im Jahre 1948 die Idee, mit den Liestaler Trachtenleuten am Sonntag vor dem Banntag ein Maisingen mit Maibaum durchzuführen. Damit wurde eine neue Tradition begründet.

Text und Foto:
Trachtengruppe Liestal, Annarosa Schell und Andreas Wirth

Geradezu der höchste weltliche Feiertag der Liestaler Männer und Kinder ist der Banntag: Am Montag vor Auffahrt schreiten sie – akustisch begleitet von Trommel- und Pfeiferklängen sowie vom Knallen aus Vorderladern und Guidenpistolen – in vier Rotten die Stadtgrenze ab, «me goht um’s Baan». Die Männer tragen blumengeschmückte Hüte und einen Spazierstock, der spätestens nach dem «Znünihalt» seine guten Dienste zu erweisen beginnt, trinkt man doch den Wein aus Vier-Deziliter-Gläsern!
Sichere Kunde vom Liestaler Bannumgang hat man seit 1581, doch wird das Umschreiten und Umreiten der Grenze schon 1469 für unsere Gegend «als loblich gewonheit» bezeugt. Vor der Reformation hatte er einen doppelten Sinn, einen religiösen, die Flursegnung, und einen rechtlichen, die Grenzkontrolle. Nach der Glaubenserneuerung von 1529 blieb nur die zweite Funktion, die über Jahrhunderte wie andere «Gemeinwerke» zur Pflicht aller baslerischen Untertanen gehörte.

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Ein winterlicher Lärmbrauch ist das «Santichlaus-Ylüte» am 6. Dezember. Beim Einnachten besammeln sich die Liestaler Kinder in der Allee zu einem Umzug, angeführt vom «Santichlaus»; dahinter folgen grössere Kinder mit Yffeln und zuletzt eine Kinderschar mit grossen Kuhglocken und kleinen Schellen und ziehen unter ohrenbetäubendem Lärm durch die Gassen des «Stedtlis».

 

Seit den 1960er Jahre findet der Räbeliechtli-Umzug im Spätherbst, heute jeweils am 1. Donnerstag im November statt. Eine freudig erregte Kinderschar durchquert jeweils das Stedtli oder auch nur einzelne Quartiere mit ihren selbst geschnitzten Herbstrüben.

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